In Zeiten des Klimawandels und Fridays-for-Future-Demonstrationen ist das Thema Nachhaltigkeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Am 14. November 2019 setzte sich der Arbeitskreis Gemeinschaftsverpflegung Köln e.V. (AK GV Köln) im Forschungszentrum Jülich damit auseinander, wie Unternehmer Nachhaltigkeit in ihren Betrieb integrieren können.
„Nachhaltigkeit ist kein Zustand, sondern ein Prozess, der sich aus vielen kleinen Schritten zusammensetzt“, sagte Peter Burauel, Leiter des Zukunftscampus am Forschungszentrum Jülich. Am Forschungszentrum Jülich, gegründet 1956, arbeiten mehr 6.000 Menschen, darunter rund 2.800 Wissenschaftler, die in interdisziplinären Teams Zukunftsthemen erforschen, zum Beispiel den Wandel des Energiesystems oder nachhaltige Bioökonomie. Peter Burauel hat ein ganzheitliches Mobilitätskonzept für den Campus entwickelt, das die Mitarbeiter ermutigen soll vom herkömmlichen Pkw aufs Fahrrad, E-Bike oder Bus und Bahn umzusteigen. Videokonferenzen ersetzen nun immer häufiger Dienstreisen. Die campuseigene Fahrzeugflotte wurde um E-Autos und wasserstoffgetriebene Fahrzeuge erweitert.
Treibhausgasemissionen: „Der Verkehr ist der Problemsektor“
Notwendig sei ein grundlegender Wandel im „Problemsektor“ Verkehr, mahnte Peter Stenzel. Er untersucht am Institut für Energie- und Klimaforschung Energieumwandlungs- und Speichertechnologien für den Klima- und Umweltschutz und die Energiewende. Deutschland könne bis 2050 nur dann weitgehend treibhausneutral werden, wenn es gelänge, zu einer emissionsfreien Mobilität zu kommen. Die Technologien gibt es schon: Batterie- oder wasserstoffgetriebene Fahrzeuge könnten Benziner und Diesel-Autos ersetzen. Doch um den Massenmarkt zu erreichen, müsse die Infrastruktur ausgebaut werden. Das Land benötige flächendeckend (Schnell-)Ladestationen, Wasserstoff-Piplines und Wasserstoff-Tankstellen.
Energie besser nutzen!
Doch irgendwo muss der Strom auch herkommen. Auch diese Frage bearbeiten die Wissenschaftler. „Wenn wir den Wohlstand halten wollen, brauchen wir Technologie“, sagte Stefan Kasselmann. Er präsentierte den Campus als Reallabor, im dem dezentrale Energiesysteme erforscht werden. „Wir versuchen die Energiebedarfe und die Energieproduktion zu vernetzen“, ergänzte Burauel. „Zum Beispiel kann die Wärme, die unser Großrechner abgibt, in einem anderen Institut genutzt werden.“
Ressourcen schonen in der GV-Praxis
Wie sich Nachhaltigkeit in die Gemeinschaftsverpflegung integrieren lässt, erklärte Horst Kafurke, Geschäftsführer der innogy Gastronomie, die 52 Betriebscasinos sowie ein Hotel- und Kongresszentrum betreibt. 1,9 Millionen Mittagessen hat das Essener Unternehmen im vergangenen Jahr ausgegeben. „Nachhaltigkeit steht bei uns auf vier Säulen. 1. Ökologie, 2. soziale Verantwortung, 3. Ökonomie und 4. Gesundheit“, sagte Horst Kafurke und betonte: „Nachhaltigkeit impliziert nicht zwangsläufig Mehrkosten.“ Es sei mit vielfältigen Maßnahmen möglich, Ressourcen zu schonen, zum Beispiel durch den Verzicht auf umweltschädliche Inhaltsstoffe wie Palmöl, die Vermeidung von Einwegverpackungen, den vermehrten Einsatz von Fair-Trade-Produkten, regelmäßige Mitarbeiterschulungen, Konzepte gegen Lebensmittelverschwendung und ein ausgewogenes Angebot mit regionalen und veganen Speisen.
Zur anschließenden Verkostung luden die beiden Unternehmen Hügli und Vogeley: Serviert wurden Antipasti, diverse Salate, Suppen, Maultaschen, ein Gemüsecurry, Schweinefilets, vegetarische Beilagen – und mehr als ein dutzend unterschiedliche Desserts.