AK GV Brachentagung 2016

Datum: 
18 Februar 2016
Ort: 
Köln

Unter dem Motto „ Krise op Kölsch – Et hätt noch emmer joot jejange!?“ traf sich der Arbeitskreis Gemeinschaftsverpflegung Köln e.V. (AK GV) am 18. Februar 2016 zum Fachkongress in Köln. Auf der Agenda standen die Themen Krisenmanagement, Lebensmittelsicherheit, Ernährungsaufklärung und Food Compliance.

 Im Geißbockheim, dem Clubhaus des 1. FC Köln, ging es am 18. Februar 2016 ausnahmsweise mal nicht um Fußball, sondern um drängende Fragen in der Gemeinschaftsgastronomie. Nach den Grußworten Alexander Wehrles, des Geschäftsführers des 1. FC Köln, sprach der Unternehmensberater Dr. Michael Lendle über die Herausforderungen beim Krisenmanagement. Aus gutem Grund, denn insbesondere die Ernährungsbranche steht immer wieder am Pranger. Medien be­richten von Lebensmittelskandalen, Testurteile bescheinigen schlech­te Ergebnisse, Verbraucher fühlen sich getäuscht. Schlechte Presse wiederum kann zum Vertrauens- und Imageverlust führen. Die Folge: Kunden wandern ab.

 Das A und O in der Krise: Kommunikation

„Der Umgang mit speziellen Anspruchsgruppen verlangt neben Finger­spitzen­gefühl ein hinreichendes Maß an Dialogbereitschaft“, betonte Lendle, Geschäftsführer der AFC Risk & Crisis Consult GmbH. Zu diesen Anspruchsgruppen zählt er kritische Verbraucher, Nicht­regierungs­organisationen, wie Foodwatch oder Peta, sowie Behörden. „Viele Unternehmen tun sich schwer damit, erforderliche Informationen frühzeitig und umfassend zu erarbeiten, um dann angemessen zu kommunizieren.“ Das kann im Krisenfall zum Problem werden. Jedes Unternehmen sollte daher Kraft darauf verwenden, Risken richtig ein­zu­schätzen, Risiken vorzu­beu­gen und einen „Fahrplan“ für den Krisenfall zu entwickeln, damit in der Krise eine angemessene Kommu­ni­ka­tion erfolgen kann – und zwar nach innen und außen.

 Verbraucher sind heute besser geschützt

Lebensmittelskandale hat der Kölner Lebensmittelkontrolleur Bernd Stumm in den vergangenen 30 Jahren einige erlebt. 1985 fand er Frost­schutzmittel im Wein, Mitte der 1990er Jahre verunsicherte BSE die Bevölkerung, 2011 fürchteten sich die Menschen vor EHEC, zwei Jahre später ekelten sie sich vor Pferdefleisch in Tiefkühl-Lasagne. Der Gesetzgeber zog nach und verschärfte die Regeln. Mittlerweile habe sich in Deutschland ein gutes Kontrollsystem etabliert, ver­sicherte Stumm. Lebensmittelkontrolleure prüfen Unternehmen und Unternehmen führen Eigenkontrollen durch und wenden HACCP-Konzepte an. „Die Systeme tragen dazu bei, dass der Verbraucher heute besser geschützt ist.“ Dennoch stellte er klar, dass es eine hundertprozentige Sicherheit nicht geben kann: „Vor Skandalen ist man nie geschützt.“

 Essen ist zur Ersatzreligion geworden

„Ernährungsaufklärung wird zunehmend so verwirrend, dass der Ver­braucher mit den Informationen überfordert ist“, sagte der Ernährungs­experte Dr. Stephan Lück. Ein Beispiel: Glutenunterverträglichkeit. Maxi­mal ein Prozent der Bevölkerung habe eine Gluten­un­ver­träglich­keit – dennoch sei der Verkauf glutenfreier Produkte in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Gleichzeitig ist gesundes Fast Food eine Mär: Ein Burger bleibt ein Burger. Auch eine Tiefkühlpizza wird keine gesunde Mahlzeit, wenn sie vegan ist. Ähnlich wie über Kleidung wer­de heutzutage die eigene Persönlichkeit über die Ernährung nach außen getragen, erläuterte Lück. So erkläre sich, dass Viele Außer­haus teuren, fair gehandelten Bio-Kaffee trinken, sich zuhause aber mit dem billigen Kaffee vom Discounter zufrieden geben.

 Notwendigkeit eines Food Compliance Management Systems

Unter Food Compliance verstehe man die Einhaltung aller lebens­mittel­rechtlichen Anforderungen auf der Grundlage geregelter Ver­ant­wort­lich­keiten sowie geeigneter Verfahren, erklärte Rechtsanwalt Markus Grube, der sich auf das Lebensmittel- und Verbrauchs­güter­recht spezialisiert hat. Das bedeute, dass jedes Lebensmittel­unter­neh­men nachweislich so organisiert sein muss, dass die Anforderungen des Lebensmittelrechts grundsätzlich erfüllt werden können, so Grube. Ohne eines Food Compliance Management Systems drohten bei Rechts­ver­stößen schwere Sanktionen. Dennoch hätten viele Unter­neh­men Defi­zite, insbesondere im Bereich der Organisation von Zu­stän­dig­keiten und Verantwortlichkeiten, weiß Grube aus der Praxis.

 „Klüngel Culinaria“

Am Abend stand ein kölsches Drei-Gang-Buffet bereit und die Kölner Newcomerband Lupo spielte auf. Unter dem Motto „Klüngel Culinaria“ konnten sich die mehr als 80 Teilnehmer in angenehmer Atmosphäre austauschen und viele neue Kontakte knüpfen. „Das war ein rundum gelungener Fachkongress“, sagte Armin Wenge, der Vorsitzende des AK GV, am Ende des Abends sichtlich zufrieden. Er kann sich gut vor­stellen, auch im kommenden Jahr abermals zu einem Branchentreffen mit spannenden Vorträgen und anregenden Diskussionen einzuladen.